Vorbereitungen zur Wiederansiedlung der Großtrappe im Zerbster Land

Bevor in diesem Sommer die ersten Jungvögel im Zerbster Land ausgewildert werden, sollen wilde Großtrappen von zahmen Artgenossen ins Gebiet gelockt werden.

Zwei zahme männliche Großtrappen traten in dieser Woche eine Reise von Brandenburg nach Sachsen-Anhalt ins Zerbster Land an. Die beiden sind aufgrund von erlittenen Verletzungen in Freiheit nicht überlebensfähig und werden in der Staatlichen Vogelschutzwarte in Brandenburg gehalten. Jetzt bekommen sie in Sachsen-Anhalt eine wichtige Aufgabe: innerhalb des 14 Hektar großen Schutzzaunes werden sie in der zukünftigen Auswilderungsvoliere sicher untergebracht und täglich von den Mitarbeitern des Fördervereins Großtrappenschutz e. V. und freiwilligen Helfern betreut. Bis etwa Ende Mai sollen sie wilde Artgenossen, die während der Balzzeit von April bis Juni sehr aktiv umherstreifen, in das Gebiet locken, wo die letzten Großtrappen Anfang der 1990er Jahre ausgestorben sind.

Soll Artgenossen ins Zerbster Ackerland locken: Großtrappe | Foto: Peter Ibe

Ende Mai treten die beiden „Lockvögel“ wieder die Heimreise nach Brandenburg an. Dann beginnt das eigentliche Wiederansiedlungsprojekt. Im Sommer werden zehn Jungvögel, die in der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg aufgezogen wurden, im Vogelschutzgebiet ausgewildert. In den folgenden Jahren sind weitere Auswilderungen geplant. Ziel des Projekts ist die Etablierung einer wildlebenden Teilpopulation der Großtrappe im Zerbster Land, die sich mit Wildvögeln aus anderen Gebieten genetisch austauscht.

Das Wiederansiedlungsprojekt ist Teil des ELER-Projektes „Stabilisierung und Vergrößerung der Großtrappen-Population in Sachsen-Anhalt“, welches mit Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und der EU gefördert wird. Dadurch erfährt das Projekt weitere Unterstützung.

Störungen müssen vermieden werden

Großtrappen reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Der Förderverein Großtrappenschutz e. V. bittet deshalb Spaziergänger, die sich im Vogelschutzgebiet Zerbster Land aufhalten, ausreichend Abstand zum Schutzzaun zu halten, Hunde anzuleinen und Lärm zu vermeiden, um die Vögel nicht zu beunruhigen. Im Laufe des Jahres plant der Förderverein Großtrappenschutz e. V. geführte Exkursionen in das Vogelschutzgebiet.

Trappenbrachen, Feldsäume und Blühstreifen im Zerbster Land | Foto: FV Großtrappenschutz e.V.

Die aktuelle Situation

Nachdem die Großtrappe Ende der 1990er Jahre in Deutschland kurz vor dem Aussterben stand, haben sich die Bestände infolge intensiver Schutzmaßnahmen etwas erholt. Bei der letzten Zählung im März 2021 konnten wieder 347 Vögel gezählt werden, verteilt auf drei Bruteinstandsgebiete in Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Dennoch ist der schwerste flugfähige Vogel Europas immer noch stark gefährdet und auf Artenhilfsmaßnahmen angewiesen.

Zerbster Land

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