Marokkanische Ornithologen berichten Besorgniserregendes von den Großtrappen im nordafrikanischen Wüstenstaat, dem letzten Vorkommen von Großtrappen auf dem afrikanischen Kontinent: Die Gesamtanzahl der in Marokko lebenden Großtrappen wird nur noch auf 40, vielleicht 44, Tiere geschätzt. Dies entspräche einem Rückgang von 40% in den letzten 10 Jahren. Nur noch an zwei der sieben bekannten Balzplätze konnten Großtrappen beobachtet werden.
Interessant aus Sicht der Ornithologen ist, dass das Verhältnis von Hähnen zu Hennen bei 1 zu 3 liegt. Obwohl dieses Verhältnis stark zu Gunsten der Hennen ausfällt, ist es für die Ornithologen ein Zeichen dafür, dass eine illegale Jagd als Begründung sehr wahrscheinlich nicht zutrifft. Begründet wird diese Vermutung damit, dass das Verhältnis früher noch mehr zu Ungunsten der Hähne war.
Die Reproduktionsquote von 0,29 – 0,33 Küken pro Jahr und Weibchen ist ein Zeichen dafür, dass mangelnder Nachwuchs nicht die Ursache für das rapide Verschwinden sein kann. Großtrappen werden sehr alt und können eigentlich mit vergleichsweise geringen Reproduktionsraten überleben. Kleine Anmerkung: Mitte der 1980 Jahre lag in Deutschland die Reproduktionsrate bei 0,1 Küken pro Henne, aktuell zwischen 0,1 und 0,2 Küken.
Die alarmierend niedrigen Bestandszahlen muss also aus einer hohen Sterblichkeit von erwachsenen Vögeln resultieren. War es früher die Jagd auf die Hähne, sehen die Ornithologen den Ausbau des Stromnetzes als größtes Risiko an. Hier gab es in den letzten Jahren in Marokko eine sprunghafte Entwicklung. Das Problem: Großtrappen kollidieren mit den Hochspannungsleitungen und Masten.
Es ist dringend notwendig – so die marokkanischen Vogelschützer – dass Maßnahmen ergriffen werden, um weitere Verluste der hochbedrohten Großtrappen durch den Stromnetzausbau zu verhindern. Ein Aussterben der Großtrappen scheint sonst unvermeidlich.
Hochspannungsleitungen stellen auch in den deutschen Großtrappenschutzgebieten ein Problem dar. Neben dem Verlust durch Beutegreifer, ist es die häufigste Todesursache bei erwachsenen Großtrappen. So ist das Erlöschen der Großtrappengruppen bei Gransee, Luckau und im Dreetzer Luch in den 1980er Jahren auch auf den Bau von Energiefreileitungen durch ihre Brut- und Wintereinstandsgebiete zurückzuführen
Seit 1990 sind 26 Anflugopfer durch die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg belegt. Die Dunkelziffer ist nicht abschätzbar, es sollten also sehr wahrscheinlich mehr sein! Und obwohl von Seiten der Netzbetreiber inzwischen an vielen Leitungen Markierungen vorgenommen wurden, kamen allein fünf Großtrappen im Frühjahr 2013 an ungesicherten Freileitungen ums Leben.
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