Intensive Landwirtschaft
Industrialisierung und Intensivierung der Landwirtschaft; Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln; Verringerung der Kulturpflanzenvielfalt – Monokulturen
So wie die Großtrappe erst durch die Landwirtschaft profitieren konnte, so schwer ist sie in den letzten Jahrzehnten durch die Landwirtschaft in Bedrängnis geraten. Insbesondere die Intensivierung und der Einsatz von insektenvernichtenden Pestiziden macht ihnen zu schaffen.
Verschwanden die Trappen zuerst aus den rein landwirtschaftlichen Nutzflächen, fanden sie wenig später auch im Grünland keinen Platz mehr zum Überleben. Bunte artenreiche Wiesen mussten gedüngtem und intensiv bewirtschaftetem Grünland weichen. Drei und mehr Mahdtermine pro Jahr machten die Kükenaufzucht völlig unmöglich. So wurden im Zeitraum von 1970 bis Anfang 1990 im Freiland nachweislich keine Großtrappe mehr flügge.
Neben der Intensivierung der Landwirtschaft, war es der Rückgang der Insektenvielfalt- und masse, die zum Verschwinden der Großtrappen beitrug. Großtrappen verfüttern ihren Küken in den ersten beiden Lebenswochen fast ein Kilogramm Insekten. Mehr als zehntausend Insekten sind nötig, um diese Masse zu erreichen. Und je häufiger Henne und Küken suchen müssen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Küken verhungern.
Die hauptsächlichen Ursachen des Rückgangs der Großtrappen sind durch landwirtschaftliche Faktoren bestimmt:
- Technisierung / Zunahme der Bearbeitungsgänge – Störung und Direktverlust von Hennen, Küken und Gelegen
- Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden – Abnahme von Insekten zur Kükenaufzucht, Rückgang von Pflanzenarten (Ackerwildkräuter), zu dichter Bewuchs
- Verringerung der Kulturpflanzenvielfalt, Wegfall von Brachen
- Enger, dichter Bewuchs in den Kulturen führt zu kühlen, nassen Böden
- Hoher Grad an Bodenbedeckung behindert die Fortbewegung und die Henne bei der Nahrungssuche, insbesondere beim Aufspüren von Insekten.
Prädation
Verluste durch stark angewachsene Bestände von Fressfeinden; Probleme durch die Zunahme von Neozoen (Waschbär, Marderhund)
Seit Beginn der 1990er Jahre leidet der Großtrappenbestand, ähnlich wie der vieler anderer Bodenbrüter, zusätzlich unter einem stark angewachsenen Druck von Prädatoren (Beutegreifern). Eine große Anzahl der Gelege und Jungtrappen werden von Fuchs, Marderhund, Waschbär und Rabenvögel erbeutet.
Prädatoren greifen immer reduzierend in die Populationsstärke ihrer Beutetiere ein. Prädation, eigentlich ein ganz natürliches Phänomen, kann unter günstigen Lebensraumbedingungen die wichtigste Verlustursache einer Art sein, ohne sie im Geringsten zu gefährden.
In Deutschland haben Veränderungen der Landschaft in den vergangenen Jahrzehnten dafür gesorgt, dass die Lebensräume zahlreicher Arten massiv entwertet wurden. Vor allem die Besatzdichten von bodenbrütenden Arten der offenen Kulturlandschaft sind in den zurückliegenden Jahren dramatisch gesunken.
Ist eine Beutetierart durch ungünstige Lebensraumbedingungen bereits soweit in ihrem Erhaltungszustand gefährdet, dass prädationsbedingte Verluste den im Jahresverlauf nachfolgenden Brutbestand dezimieren, wirkt Prädation limitierend auf die Beutetierpopulation.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Dichte und Artenvielfalt der verschiedenen Prädatorenarten in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Heute sind die meisten ausgestorbenen und stark gefährdeten Vögel in Deutschland am Boden brütende, also direkt mit vielen Beutegreifern konfrontierte Arten.
Zerschnittene Landschaften
Verkleinerung der Lebensräume durch Straßen-, Wege – und Siedlungsbau. Verlust an Lebensräumen durch Energiefreileitungen und die Errichtung von Windparks
Straßenbau, landwirtschaftlicher Wegebau und die Vergrößerung der Siedlungsflächen führten in den letzten Jahrzehnten zu einer immer größeren Fragmentierung des verbliebenen Lebensraumes der Großtrappen.
Energiefreileitungen sind Hindernisse, an denen immer wieder Großtrappen durch Anflug umkommen. Neben dem Verlust durch Beutegreifer, ist die Kollision mit Energiefreileitungem die häufigste Todesursache bei erwachsenen Großtrappen. So ist das Erlöschen der Großtrappengruppen bei Gransee, Luckau und im Dreetzer Luch in den 1980er Jahren auch auf den Bau von Energiefreileitungen mitten durch ihre Brut- und Wintereinstandsgebiete zurückzuführen.
Seit 1990 sind 26 Anflugopfer durch die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg belegt. Die Dunkelziffer ist nicht abschätzbar, es sind also sehr wahrscheinlich mehr. Obwohl von Seiten der Netzbetreiber inzwischen an vielen Leitungen Markierungen vorgenommen wurden, kamen allein fünf Großtrappen im Frühjahr 2013 an ungesicherten Freileitungen ums Leben.
Noch zu DDR-Zeiten wurden die großen Luchgebiete intensiv melioriert (entwässert) und in die ehemals unzerschnittenen Lebensräume der Großtrappen Pappelreihen gepflanzt, die nunmehr wie 20 Meter hohe Mauern die Weiträumigkeit vieler Landschaften zerstörten und den Großtrappenlebensraum entwerten.
Eine weitere Gefahr für Großtrappen stellen die Windparks dar, die rings um die Trappeneinstandsgebiete entstanden oder in Planung sind. Es sind eben nicht nur Verluste durch die Kollision mit Windrädern, sondern die Entwertung ganzer Teilbereiche durch die Scheuchwirkung auf Großtrappen, die bei der Anlage und dem Betrieb von Windparks bedacht werden müssen.